26.03.15, Donnerstag
Gestern Abend sind wir spät hier angekommen. Wir stehen in
der Nähe eines Obelisken, der an Napoleons erfolglosen dritten Versuch
erinnert, Portugal zu erobern. Die französischen Invasionstruppen wurden 1810
in der Nähe von Bucaco durch das britisch-portugiesische Heer unter dem
Oberbefehl von Wellington geschlagen.
Im 6. Jahrhundert haben Benediktinermönche eine Einsiedelei
mitten im Wald gegründet. 1622 wurde Frauen das Betreten des Geländes verboten.
Karmeliter gründeten 1628 hier ein Kloster. Diese legten ein Arboretum an, das
über 300 exotische Pflanzenarten enthält, die die portugiesischen Seefahrer von
ihren Reisen mitbrachten.
Wir lustwandeln bei starkem Nieselregen den Berg herunter
und sind erst mal endtäuscht. Überall Windbruch und es sieht einigermaßen
ungepflegt aus.
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Windbruch |
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Einsiedelei |
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in einer Kapelle |
Weiter unten, am Palast-Hotel ändert sich das Bild und wir sind
mal wieder begeistert. Kunstvoll angelegte Blumenrabatten umgeben einen
Prunkpalast im neomanuelinischen Stil. Wir tun das was andere vor uns auch
taten – aus allen Lagen fotografieren.
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Märchenschloss, seit 1911 exquisites Hotel |
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Erker |
Von den 300 exotischen Pflanzenarten sehen wir
wahrscheinlich viele, nur wir erkennen diese nicht, da nicht ordentlich
bezeichnet. Schade.
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exotischer Farn |
Gegen Mittag fahren wir weiter nach Coimbra. Am südlichen
Ufer des Rio Mondego stehen wir mit rund 30 Wohnmobilen sehr gut. Zur
Innenstadt ist es über die Fußgängerbrücke nicht weit. Coimbra war vor Lissabon
Hauptstadt Portugals. Der Verlust der Hauptstadtfunktion wurde durch die
Errichtung der ersten und bis 1911 einzigen Universität ausgeglichen. Von 140
000 Einwohnern sind 22 000 Studenten. Coimbra war und ist eins der geistigen
Zentren des Landes. Uns gefällt es hier sehr gut.
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Coimbra |
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In der Fußgängerzone von Coimbra |
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steile Gassen |
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Juristische Fakultät |
27.03.15, Freitag
In der Nähe von Tomar befindet sich ein Aquädukt. Solche
Anlagen interessieren den Physiklehrer in mir immer noch. Dort müssen wir hin!
Und es ist geradezu ein Staunen auf diesen sehr gut erhaltenen Ruinen
herumzuspazieren. Dieses Aquädukt muss nach unserer Überzeugung noch lange nach
den Römern für die Wasserversorgung der nur ein paar Kilometer entfernten
Templer- und Christusritterburg verwendet worden sein.
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Bis zum linken Bildrand bin ich gelaufen, dann fehlte die rechte Begrenzungsmauer und eine gesunde Angst hielt mich vorm weiter Gehen ab. |
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Hinten geht der Aquädukt in den Berghang über. |
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Aquädukt, Auto und Wartungshaus |
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Aquädukt und Straße rechts |
Tomar ist im Wohnmobilführer als besonders besuchenswert
beschrieben. Hier steht mit dem „Convento da Ordem de Cristo“ eine
Christusritterburg wie aus dem Bilderbuch. Im Baedeker steht: “Bereits seit
1159 war in Tomar der Templerorden ansässig. Nach dessen Aufhebung im Jahr 1314
entstand der Christusritterorden – quasi als Nachfolgeorganisation mit
denselben Ordensbrüdern, die lediglich ihre Tracht wechselten und das rote
Kreuz veränderten.“
Wir wandern durch die gesamte Anlage und sind sprachlos von
diesen riesigen Ausmaßen, diesem Prunk und natürlich von dieser Idee, die
dahinter stand: „zur Verteidigung des Glaubens, zur Bekämpfung der Mauren und
zur Vergrößerung der portugiesischen Monarchie“.
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Außenmauer der Burganlage |
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Park und Templerkirche |
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Kanzel in der Kathedrale/ Templerkirche |
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Innerhalb der sechzehneckigen Templerkirche ein über und über geschmückter achteckiger Mittelraum, die Charola |
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Die Charola von Außen |
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Treppe, vorheriges Bil - Ecke |
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obere Ebene |
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Torverzierung |
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Das berühmteste Fenster Portugals |
In die Stadt Tomar, die ja auch sehr schön sein soll,
schaffen wir es nicht. Sind auch nach dieser ausführlichen Ansehorgie nicht in
der Lage noch mehr aufzunehmen.
30 km weiter in Richtung Meer befindet sich der weltberühmte
Wallfahrtsort Fatima. Am 13. Mai 1917 und anschließend jeweils am 13. eines
Monats bis zum Oktober 1917 soll drei Hirtenkindern die Muttergottes vom
Rosenkranz erschienen sein. Bei der letzten Erscheinung am 13. Oktober 1917
pilgerten über 70 000 Menschen nach Fatima und erlebten die Marienerscheinung
und ein Naturschauspiel: Bei strömenden Regen hat die Sonne plötzlich begonnen,
sich um ihre eigene Achse zu drehen und dabei bunte Strahlenbündel ausgesendet.
In den folgenden Tagen ist es zu spontanen Krankenheilungen gekommen, so die
Legende. Fatima ist der bedeutendste Pilgerort Portugals. Die Geschichte ist
schön, Kirche, Platz davor und der ganze Rummel gefallen uns nicht.
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Fatima, Kathedrale |
Ans Meer nach Foz do Arelho zum Übernachten.
28.03.15, Sonnabend
Es wurde uns empfohlen Lissabon an einem Sonntag zu
besuchen, da sind viele Einheimische am Strand und nicht in der Stadt und es
ist somit ruhiger als in hektischen Wochentagszeiten. Heute Nachmittag sollten
wir also in Lisboa sein (die Einheimischen sprechen es als Lischboa aus).
Vorher fahren wir noch an den westlichsten Punkt des
europäischen Festlands, ans Cabo da Roca
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Hier war es unglaublich windig. |
und danach zum Boca do Inferno, dem
Höllenloch. Hier wurde der Fels von unten durch das Wasser und von oben durch
Regen, Wind und Sonne zerstört, so dass die Deckschicht einbrach und ein tiefes
mit dem Meer verbundenes Loch schuf. Mit Getöse schwappt hier von der Meeresseite
das Wasser rein.
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Das Höllenloch und wir. |
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Das Höllenloch ohne uns |
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Junge Leute balancieren über das Seil, ein schönes Spectacel für die Massen und uns. |
In der Nähe des Seefahrerdenkmals soll man mit dem
Womo stehen können. Heute wird das aber nichts. Der Verkehr steht. Wir müssen
den Stadtcampingplatz nehmen. Dank der Koordinaten, schnell eingegeben ins
Super-Nokia-Handy, überhaupt kein Problem. Hier sind wir nicht die Einzigen.
Neben vielen Wohnmobilen werden die vorhandenen Hütten von Rugby-Mannschaften
aus Frankreich, Spanien und Portugal belegt. Fröhliches Jugendleben.
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